Die Zahl klingt alarmierend: Bundesweit manipulierten Kriminelle 124 Geldautomaten im ersten Halbjahr 2017 , um an Kartendaten und Geheimnummer (Pin) von Kunden zu kommen. Die Zahl der " Skimming "-Angriffe ist im ersten Halbjahr 2017 wieder stark gestiegen.
124 Automaten in Deutschland waren 2017 Ziel solcher "Skimming"-Angriffe - fast so viele wie im gesamten Vorjahr (159). Damit steigt die Fälle von "Skimming" erstmals seit mehreren Jahren wieder an. Mit "Skimming" bezeichnet man technische Manipulationen an Geldautomaten, bei denen die Magnetstreifen der Karten ausgelesen und die Geheimzahl abgefischt wird.
Die Banken -Branche sieht die jüngsten Zahlen eher gelassen. "Die Anzahl der Manipulationen ist zwar enorm gestiegen, das ist aber kein Grund zur Besorgnis", sagt Margit Schneider von "Euro Kartensysteme". "Denn die Einsatzmöglichkeiten der abgegriffenen Kartendaten sind gering." Die Frankfurter Firma kümmert sich im Auftrag der deutschen Kreditwirtschaft um das Sicherheitsmanagement der Zahlungskarten.
Schadenshöhe steigt nur um elf Prozent
Während die Anzahl der Fälle wieder steigt, nahm der Schaden durch den Einsatz von Kartendubletten "nur" um elf Prozent zu – auf 938.000 Euro.
Dass die Höhe der Schäden kaum ansteigt, liegt unter anderem daran, dass Kriminelle heute weit reisen oder gut vernetzt sein müssen, um in Deutschland gestohlene Bankdaten zum Bezahlen oder Einkaufen zu missbrauchen. Denn die illegal hergestellten Kartendoppel funktionieren fast nur noch dort, wo Bezahlkarten mit leichter kopierbaren Magnetstreifen ohne zusätzliche Sicherheitsfunktionen ausgerüstet sind.
Geld abheben am Automaten. Für Kriminelle ein lohnendes Ziel. (Quelle: Stepniak Picture, Symbolbild/imago images)
Chip auf der Karte
Bis auf wenige Lücken hat sich weltweit die EMV-Technik durchgesetzt, bei der Bezahlkarten mit einem Chip ausgestattet sind. Dabei wird die Karte bei Gebrauch auf Echtheit geprüft - und zwar bei jedem Einsatz. In Deutschland sind seit Ende 2010 alle rund 100 Millionen Girocards mit EMV-Chip ausgestattet, ebenso sämtliche knapp 60.000 Geldautomaten und 720.000 Terminals im Handel.
Daten, die in Deutschland kopiert werden, wurden im ersten Halbjahr hauptsächlich in Indonesien (31 Prozent Schadensanteil), den USA (knapp 30 Prozent) und Australien (12 Prozent) eingesetzt.
Berlin ist die Hauptstadt des "Skimmings"
Dennoch versuchen Kriminelle an sensible Daten von Bankkunden zu kommen - vor allem in Berlin. Die Hauptstadt ist Deutschlands "Skimming"-Brennpunkt: Mit 139 Fällen registrierten Fahnder hier fast 60 Prozent der Fälle im ersten Halbjahr Das liegt laut Bundeskriminalamt (BKA) auch daran, dass in der Stadt viele Touristen unterwegs sind - unter anderem aus Ländern, in denen Zahlungskarten noch nicht mit dem Sicherheitschip ausgestattet sind.
In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland waren Täter 2016 mit dem sogenannten Blackboxing erfolgreich: Dabei öffnen die Täter den Geldautomaten und übernehmen nach der Installation einer Blackbox die Kommunikation mit dem Auszahlungsmodul, um anschließend viele unautorisierte Bargeldauszahlungen nacheinander zu veranlassen. Auch mit neuartigen "Skimming"-Geräten, die innerhalb des Karteneinzugs installiert werden und daher schwerer zu erkennen sind, versuchen Datendiebe zum Ziel zu kommen.
Was Verbraucher tun können
Wer als Verbraucher dennoch Opfer von "Skimming" geworden ist, muss meist keinen finanziellen Nachteil fürchten. Banken und Sparkassen ersetzen in der Regel daraus entstandene Schäden – Vorausgesetzt, Verbraucher sind sorgfältig mit Bankkarte und PIN umgegangen . Dazu gehört, dass sie die Geheimzahl nicht aufschreiben und zusammen mit der Karte aufbewahrt haben.
Kunden sollten ihre Kontoauszüge regelmäßig auf Abhebungen aus dem Ausland prüfen und beim Geldabheben besonders auf den Kartenschlitz und das Eingabefeld des Geldautomaten achten. Hier installieren Kriminelle meistens ihre Kopiergeräte, die den Originalen täuschend ähnlich sehen. Im Zweifelsfall sollte man die Bank oder die Polizei informieren.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels wurden mehr Fälle von "Skimming" in Deutschland genannt. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat die Zahlen inzwischen korrigiert.